Test des Seat Altea Taxi von RIETZE (Best.Nr. 31330)
Bekanntlich hat die spanische VW-Tochter SEAT hierzulande einen schweren
Stand und versucht seit längerer Zeit mit einigem Werbeaufwand, sich als
sportliche Alternative zu den immer noch etwas biederen Produkten des
Marktführers aus Wolfsburg zu präsentieren. Dabei sollen mit feuerroten oder
tiefschwarzen Lackierungen Emotionen bei der Kundschaft geweckt werden. Und was
macht die Firma Rietze? Sie wählt mit dem Altea ein familientaugliches
SEAT-Modell aus, koloriert es hellelfenbeinfarben und klebt ein
überdimensioniert wirkendes Taxischild aufs Dach.
Nun gehen wir ja bekanntlich mit äußerst wachen Modellbaueraugen durch die Welt
und haben durchaus auch schon einige SEAT-Familienkutschen entdeckt, aber dem
Vorbild zu unserem Testobjekt sind wir bislang noch nicht begegnet. Doch stellt
sich dem wirtschaftlich denkenden Taxiunternehmer die Frage: Warum eigentlich
nicht? Für Hubert Dommel (hier
geht's zum Baubericht) jedenfalls, mit Minifuhrpark und eigener Werkstatt,
zählten bei der Anschaffung just des getesteten Modells in erster Linie
Preiswürdigkeit, Sparsamkeit und Zuverlässigkeit des VW-Ablegers. Und wenn sich
die Leute nach seinem exotischen Taxifahrzeug umdrehen, kann das fürs Geschäft
ja nur gut sein, oder?
Vor
seinem Einsatz auf unserem Diorama wollten wir das elfenbeinfarbige
Rietze-Modell freilich einem ausführlichen Test unterziehen. Der kleine Altea
kommt in einer Klarsichtverpackung herkömmlicher Machart mit Pappeinleger daher
- ohne Fixierung des Fahrzeugs durch besondere Kunststoffeinsätze oder gar
aufwändige Steckverbindungen. Wofür auch? Durch das Hin- und Herrollen in der
Verpackung kann das Fahrzeug nicht wirklich beschädigt werden, und auch der
eher ungeduldige Modellbauer kann das Taximodell binnen allerkürzester Zeit in seinen
Händen halten.
Ansonsten bietet die Verpackung die nötigsten Informationen (Typbezeichnung und
Bestell-Nr. als Aufkleber); die Schriftgröße auf der Unterseite des
Pappeinlegers setzt allerdings Adleraugen oder zumindest eine saubere Lupe
voraus...
Und der erste Eindruck des Modells ist gut - wenn da nicht das riesige
Taxischild wäre, das bei unserem Testmuster auch noch miserabel bedruckt ist
(siehe Heckfoto unten). Die Proportionen der Karosserie wirken gelungen,
verschiedenfarbige Druckapplikationen sorgen zusammen mit den Heckleuchten in
roter Klarglasausführung für Realitätsnähe. Man hat erst einmal das Gefühl, bei
einem Preis von EUR 8,50 (UVP Februar 2007) zumindest kein schlechtes Geschäft
gemacht zu haben.
Sieht man sich das Fahrzeug genauer an, findet man alle wesentlichen Details des Vorbilds auch beim Modell, bei den Frontscheinwerfern wurde allerdings gespart. Dass das kleine Taxi den Betrachter so freundlich ‚angrinst’, liegt an den unscheinbaren Hauptlichtern, die die aggressivere Optik des ‚echten’ SEAT Altea mit seinen dunkel eingefassten Einzelprojektoren hinter Klarglas nicht vermitteln können.
Auch die Nebelscheinwerfer in der Bugschürze sollte der Modellbauer mit einem
Klecks Silberfarbe erst noch richtig in Szene setzen.
An der Farbharmonie gibt es dank einheitlich schwarzem Innenraum naturgemäß
nichts auszusetzen. Allerdings lässt die Farbqualität der Kunststoffkarosserie
bei unserem Testmuster zu wünschen übrig: sichtbare Schlieren im Dach- und
Flankenbereich trüben bei näherer Betrachtung etwas das Bild.
Messungen
zeigen, dass die schon subjektiv gute Maßstäblichkeit der Karosserie durch
absolut exakte Verkleinerung in die Baugröße H0 erreicht wird; offensichtlich
steht diese Vorgabe inzwischen in den meisten Lastenheften der
Modellautohersteller. Bei dem bereits erwähnten Taxischild und auch den
Außenspiegeln gilt das allerdings nur eingeschränkt. Letztere sind abweichend
vom Vorbild nicht freistehend nachgebildet, sondern ‚kleben’ unmittelbar an den
Seitenscheiben, wodurch sie etwas klein wirken.
Ohnehin lag das Hauptaugenmerk des Herstellers offensichtlich nicht auf den
Spiegeln; innen ist zwar einer vorhanden, jedoch lediglich als durchsichtiges
Rechteck, welches aus der Dachverglasung herausgezogen wurde. Nun, wir haben schon
schlechtere Lösungen gesehen... Die Spiegelflächen sind weder innen noch
außen versilbert.
Silberfarben prangt dafür das Markenlogo auf Kühlergrill und Heckklappe, hinten
zusammen mit dem ‚Altea’-Schriftzug; die Fenstereinfassungen und -holme wurden
mittels schwarzem Aufdruck gut nachgebildet. Vom bereits kurz erwähnten
schwarzen Innenraum ist - auch wegen der hohen Gürtellinie der Karosserie mit
kleinen seitlichen Fensterflächen - wenig zu sehen; er ist dennoch im heute
üblichen Rahmen recht detailliert, wenngleich der Pralltopf des Lenkrades eher
an frühere Volants der Marke mit dem Stern erinnert...
Werfen wir abschließend noch einen Blick auf die Räder: Sie sind maßstäblich,
vorbildgetreu und filigran ausgeführt, sogar das Seat-'S' und angedeutete
Bremsscheiben sind erkennbar. Allerdings wirken die Felgen gegenüber dem
Original etwas zu dunkel.
Das Altea-Taxi von Rietze verpasst ganz knapp eine gute Gesamtwertung.
Schuld daran sind neben der zum Teil etwas vereinfachten Nachbildung vor allem
die aufgezeigten Produktionsfehler. Dennoch erhält der Modellbahner/-bauer ein
insgesamt zufriedenstellendes Modell zum akzeptablen Preis und sorgt jedenfalls
ganz sicher für etwas Abwechslung in der ansonsten meist sternlastigen
Taxiwarteschlange vor dem Bahnhofsgebäude.
Test - Überblick* | |
---|---|
Verpackung (50) | 36 |
Schutz des Fahrzeugs (25) | 19 |
Entnahme aus der Verpackung (10) | 6 |
Informationsgehalt (15) | 11 |
Visueller Gesamteindruck (350) | 299 |
'Erster Eindruck' (50) | 41 |
Proportionen / Wiedererkennbarkeit des Vorbilds (50) | 48 |
Maßstäblichkeit, subjektiv (40) | 36 |
äußerer Zustand / Unversehrtheit (30) | 24 |
Passgenauigkeit der Einzelteile / ordnungsgemäße Montage (30) | 28 |
Materialanmutung / subjektiver Qualitätseindruck (40) | 35 |
Detailreichtum / Detailtreue (30) | 26 |
Filigranität (30) | 26 |
Beleuchtungsanlage (20) | 13 |
Räder und Reifen (20) | 14 |
Farbharmonie (10) | 8 |
Karosserie (200) | 154 |
Maßstäblichkeit (40) | 35 |
Detailreichtum / Detailtreue (40) | 34 |
Filigranität (30) | 26 |
Farbqualität des Kunststoffs, ggf. Qualität der Lackierung (35) | 25 |
Ausführung der Bedruckungen / Verchromungen / Superungen (35) | 24 |
Innen- / Außenspiegel (20) | 10 |
Beleuchtungsanlage (150) | 107 |
Vollständigkeit aller Beleuchtungseinrichtungen (50) | 34 |
Detailtreue (50) | 40 |
farbliche Übereinstimmung mit dem Vorbild (50) | 33 |
Innenraum / Armaturenträger / Sitze (100) | 77 |
Detailreichtum / Detailtreue (40) | 32 |
Filigranität (40) | 31 |
Lenkrad / Lenker (20) | 14 |
Räder (150) | 135 |
Maßstäblichkeit (50) | 47 |
Detailreichtum / Detailtreue (40) | 37 |
Filigranität (40) | 36 |
farbliche Gestaltung der Felgen (20) | 15 |
808 (max. 1000) |
*Lesen Sie
hier, nach welchen Kriterien wir Fahrzeugmodelle
bewerten.